Forscher von der Johns Hopkins Bloomberg School of
Public Health haben einen Test entwickelt, der es erlaubt, tausende von FDA-zugelassenen Medikamenten darauf zu testen, ob sie gegen Borrelien wirken.
Die Forscher berichten im Fachmagazin PLoS
ONE, Ärzte und Patienten suchten verzweifelt nach neuen Behandlungen gegen
Lyme-Borreliose, die bei manchen Menschen nach ein paar Wochen antibiotischer
Therapie offenbar geheilt sei,während bei anderen die Erkrankung dennoch andauert. Bis jetzt ist es sehr schwierig gewesen, in großem Maßstab zu bestimmen, welche Medikamente gegen die langwierige Infektion
mit Borrelia burgdorferi wirken.
Studienleiter Ying Zhang, MD, PhD,
Professor für Molekulare Mikrobiologie und Immunologie, und seine Kollegen zweckentfremdeten einen Test, der in der Regel für das einfache Zählen der DNA
in Labor-Proben verwendet wird. Mit dem Test konnten sie quantifizieren, wie viele Borrelia burgdorferi nach der Gabe eines bestimmten Medikaments noch lebendig
und wie viele tot sind. Die Methode färbt die lebenden Bakterien grün und die toten oder sterbenden Bakterien rot.
"Das ist besser als der derzeitige Goldstandard zur Prüfung ob Borrelien lebensfähig sind", sagt Zhang. "Dies könnte der neue
Goldstandard werden."
Der aufregendste Teil der Testentwicklung, so Zhang, ist, dass sein Team bereits früher mit diesem Test eine Reihe von Antibiotika untersucht
hatte, die gegen andere Infektionen zugelassen sind, aber vielversprechend für die Behandlung gegen persistierende Borrelien (Persister)
seien. In einer Studie, die im Juli in der Zeitschrift Emerging Microbes and Infection veröffentlicht wurde, nutzten Zhang und seinen Kollegen den neuen Test - der sogenannte SYBR Green I
/ PI-Assay - bei mehreren Antibiotika, die vielversprechend sind gegen
persistierende Bakterien, die gegen die aktuellen Borreliose-Antibiotika immun zu
sein scheinen. Der Artikel ist der beliebteste auf der Website des Fachmagazins gewesen; Patienten Ärzte und Wissenschaftler kontaktierten Zhang, um die vielversprechendsten neu identifizierten
Medikamente zu testen.
Der neue Test ermöglicht es Forschern, Tausende von Medikamenten gleichzeitig zu
analysieren, weil er direkt die Lebensfähigkeit der Bakterien nach der Arzneianwendung messen kann. Er
benötigt nicht jedes Mal eine Bakterienprobe. Da dieser Schritt übersprungen werden kann,
ist der neue Test nicht nur genauer, sondern auch effizienter,
weniger teuer und benötigt weniger Zeit, so Zhang.
Während viele Menschen mit Lyme-Borreliose (LB) nach der Standardtherapie gesunden, leidet ein großer Teil der
Patienten - einige Schätzungen belaufen sich auf ca. 20 Prozent oder
mehr - langfristig an Symptomen wie Müdigkeit, Schmerzen im
Bewegungsapparat und Gedächtnisproblemen. Deren genaue Diagnose ist seit langem
ein umstrittenes Thema in medizinischen Kreisen. Einige Ärzte glauben, dass nur
sehr wenige Menschen an persistierenden LB-Symptomen leiden, das als "Borreliose-Syndrom-nach-Behandlung" (PTLDS) oder als chronische Lyme-Borreliose
bekannt ist. Diese Ärzte glauben, dass die meisten Beschwerden wie Müdigkeit, Kopfschmerzen
und Gedächtnisprobleme in den Wochen und Monaten nach einer LB-Diagnose nur "Schmerzen des täglichen Lebens" seien.
Zhang sagt, es sei sehr wahrscheinlich, dass diese Symptome auftreten können,
weil die Standard-Behandlung mit Antibiotika nicht alle Borrelien
burgdorferi vernichtet und die Persister trotz Antibiotika erhalten bleiben. Das Problem sei, dass ein
Bluttest zwar helfen kann, eine Lyme-Borreliose zu bestätigen, es aber keinen definitiven Test für PTLDS gibt, da nach der Behandlung mit Antibiotika keine Bakterien
kultiviert werden können und weil es gibt keine zugelassenen oder bewährte Behandlungen gebe.
Die neuen Medikamente, die durch Zhangs Assay identifiziert werden,
wirken im Labor gezielt gegen diese Persister. Es bleibt die Frage,
ob sie dasselbe auch "im Menschen" tun. Einige Ärzte
erwägen Medikamente für den off-label use gegen persistente Borreliose-Symptome zu verschreiben, auch wenn es keine Nachweise dafür gibt, ob das funktioniert. Zhang warnt, dass man erst in Tierstudien untersuchen sollte, ob sie wirken, bevor man sie bei Borreliose-Patienten testet, weil unangemessene Antibiotikagaben Nebenwirkungen haben, auch wenn diese Medikamente
klinisch zur Behandlung anderer Infektionen zugelassen sind.
"Es gibt eine beträchtliche Anzahl von kranken Menschen, die verzweifelt
nach einem Heilmittel gegen ihre Borreliose-Symptome suchen, Monate und
sogar Jahre nachdem man ihnen gesagt hat, sie seien von der LB geheilt", sagt Zhang. "Die aktuellen Medikamente, die wir verwenden, sind nicht gut genug für diese hartnäckigen
Fällen. Das ist der Grund, warum ich immer so viele Anrufe
und E-Mails wg. unseres Tests erhalte."
Die Studie wurde von der Lyme Research Alliance und LymeDisease.org finanziert.
Übersetzt und zusammengefasst von B. Jürschik-Busbach © 2014
Übersetzung ohne Gewähr. Ausschlaggebend sind die Original-Texte.
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Waltraud Fügner (Mittwoch, 05 November 2014 15:07)
Ja das sieht endlich mal nach positiven Nachrichten aus.
Hr. Lehmannn (Montag, 29 Oktober 2018 13:48)
Gibt es diesbzgl. Neuigkeiten?
Die endlose Suche nach eine probaten Therapie der Spätphasen geht schon viel zu lang...