Vortrag von Dr. med. Hopf-Seidel (Oktober 2014)
Immer wieder lesenswert sind die neuen Vortragsunterlagen der ausgewiesenen Expertin für Lyme-Borreliose und Co-Infektionen, Dr. med. Petra Hopf-Seidel. Im Oktober 2014 hat sie einen neuen
Vortrag mit überraschenden und brandaktuellen Informationen für die Selbsthilfe Borreliose Brandenburg gehalten.
Auch das Buch von Dr. med. Hopf-Seidel "Krank nach Zeckenstich" ist nach wie vor das unverzichtbare Buch schlechthin, wenn man sich als Betroffener oder als Angehöriger medizinischer Berufe ein Bild von dieser schillernden und ernstzunehmenden Erkrankung machen möchte.
Borreliose: Neue Antibiotika gegen gram-negative Bakterien?
Seit Jahren gleicht die Forschungspipeline mit neuen antibiotischen Wirkstoffen einer Wüste. Aus vielerlei Gründen hat sich die Pharmaindustrie von der Antibiotika-Entwicklung nahezu
verabschiedet. Siehe auch:http://www.verschwiegene-epidemie.de/2013/10/borreliose-und-antibiotika-standortbestimmung-und-quo-vadis/
Doch inzwischen kommt wieder Leben in diesen Forschungsbereich. Hoffnung auch für Borreliose-Patienten, die unfreiwillig zu Gastgebern für die gram-negativen Borrelien geworden sind?
Neue pharmazeutische Waffen gegen Borrelien?
Beliebt bei der Industrie ist derzeit z. B. die Kombination bekannter antibiotischer Substanzen mit "Resistenzbrechern". So wurde für Ceftolozan plus Tazobactam eine Zulassung für gramnegative
Problemkeime beantragt.
Die Kombinationen Ceftazidim plus Avibactam sowie Biapenem plus RPX-7009, ein neuer Betalaktamasehemmer, zielen in eine ähnliche Richtung.
Insgesamt dürften in der Dekade bis 2020 zwei- bis dreimal so viele neue Antibiotika zugelassen werden wie in den "Nullerjahren", betont zumindest der Verband der forschenden Arzneimittelhersteller vfa.
Bislang ist es nicht gelungen, neue Strukturklassen, die eine ganz neue Antibiotikagruppe bilden könnten, zu entwickeln. Die vor kurzem von der US-Behörde zugelassenen Antibiotika Tedizolid und Linezolid sind "alte Hüte", wie man am Institut für Medizinische Mikrobiologie der Universität Bonn betont.
Die Nachricht, dass Teixobactin einer neuen Antibiotikaklasse angehört und bei grampositiven (!) Bakterien die Zellwandsynthese hemmt, ging um die Welt. Eine wirkliche Neuentdeckung - auch
methodisch. Siehe: http://www.aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/infektionskrankheiten/mre/article/876708/erste-tests-vielversprechend-neuartiges-antibiotikum-entdeckt.html?sh=2&h=103463395
Mögliche Keim-Kandidaten können schneller identifiziert werden; die Antibiotikasuche kann nun auf jene 99 Prozent ausgedehnt werden, die bisher als nicht kultivierbar gelten.
Allerdings ist Teixobactin ein iv-Antibiotikum und wird somit kaum zum Routine-Einsatz in der breiten Versorgung verwendet werden. Vor allem, schreibt das Ärzteblatt, muss Teixobactin jetzt erst einmal in die klinische Prüfung, wo schon so manches Antibiotikum wegen zu hoher Toxizität hängen geblieben ist.
B. Jürschik-Busbach © 2015
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