Mut kommt nicht immer laut daher. Manchmal ist Mut die leise Stimme am Ende des Tages, die sagt: "Morgen werde ich wieder versuchen, das Beste aus dem Tag zu machen."
So oder ähnlich sprechen sich viele chronisch Erkrankte Mut und den Willen zu, durchzuhalten, weiter zu machen und nicht aufzugeben, auch wenn permanente Schmerzen, schwere Erschöpfung und massive Konzentrationsprobleme sie im Alltag ernsthaft einschränken.
Mit einer chronischen Krankheit zu leben, kann das Schlechteste, aber auch das Beste aus einem Menschen herausholen. Manche werden darüber bitter, ziehen sich zurück und geben auf. Andere wiederum schaffen es wie durch ein Wunder, dem Leben zugewandt zu bleiben und Entwicklungschancen zu entdecken. Psychologen sprechen von Resilienz.
Fast 20% aller Bundesbürger gelten als chronisch krank
Zum Vergleich: Im 19. Jahrhundert starben 80% aller Menschen an Infektionskrankheiten, 1930 knapp 50%, 1980 nur noch 1 %. Heute leiden über 80% aller Menschen an chronischen Krankheiten und sterben zum Teil an deren Folgen.
Heilt eine Krankheit nicht aus oder kann die Krankheitsursache nicht beseitigt werden, kommt es zur Chronifizierung.
Wir alle haben immer wieder neue Medikamente, Therapien und alternative Behandlungen ausprobiert. Viele von uns ohne bleibenden Erfolg. Warum nicht endlich die Energie, die man für die Suche nach
einer Heilung mobilisiert hat, in das Leben mit einer chronischen Erkrankung lenken?
Preisfrage: Warum ist eine Erkrankung chronisch?
Richtige Antwort: Weil es offenbar kein Heilmittel gibt.
Anstatt sich schlecht zu fühlen ...
- weil es einfach nicht besser zu werden scheint
- weil man krank bleibt
- weil gesellschaftlich vielleicht unterschwellig ein "persönliches Versagen" assoziiert wird
- weil man nicht genug oder zuviele Medikamente nimmt
- weil man nicht fähig ist, die geeignete Therapie ausfindig zu machen
- weil man nicht genug oder zuviel Sport treibt
- weil man nicht gut genug, zuviel oder das Falsche isst und trinkt
- weil man zu wenig/zuviel schläft
- und zig andere Gründe, warum viele chronisch Kranke sich insgeheim selbst die Schuld geben, dass es gesundheitlich nicht voran geht.
hier die 10 ultimativen Tipps, um sich besser zu fühlen:
Tipp 1: Fühlt Euch nicht schuldig!
Tipp 2: Unterscheidet zwischen Eurer Person und der Krankheit
Tipp 3: Keine Neidgefühle
Neid ist Gift. Das Antidot könnte das buddhistische "mudita" sein, das Mitfreuen mit Anderen. Freut Euch für Eure Partner/-in, Eure Kinder, und Enkel, Eure Eltern und Freunde, wenn sie sich
freuen und es ihnen gut geht.
Tipp 4: Erkennt Eure Grenzen an
Das kann mitunter sehr hart sein. Es kann bedeuten, eine Reise abzusagen, weil die Anstrengungen zu einer deutlichen Verschlechterung führen würden, oder den lang verabredeten Kino-Abend, weil
man zu erschöpft ist. Wenn die eigene Gesundheit labil ist, müssen wir sie so gut es geht schützen.
Tipp 5: Das eigene Leiden ist in universelles Leiden eingebunden
Überall auf der Welt sind Menschen krank, leiden unter Schmerzen. Es trifft Babies, Kinder - sie leiden an lebensbedrohlichen Erkrankungen. Einfach mal die Perspektive wechseln - anstatt sich um
die eigenen Schmerzen zu drehen, in größeren Dimensionen denken und das Herz für die Bedürfnisse und die Not anderer öffnen.
Tipp 6: Nutze Dein Schicksal, Dein Leben zur Entwicklung - lass etwas Gutes daraus entstehen!
Tipp 7: Erwartungen? Welche Erwartungen?
Jeder, der über eine längere Zeit krank ist, kennt die Enttäuschung, wenn eine neue Behandlung, von der man sich eine Heilung oder zumindest eine Besserung erwaretete, nicht zum Erfolg führt.
Oder man fühlt sich von den Ärzten nicht hinreichend verstanden.
Lasst Eure Erwartungen los. Es ist OK, wenn Therapien versagen und es ist OK, wenn ein Arzt sich anders verhält, als wir uns das wünschen.
Tipp 8: Finde Deine Gruppe, Deine Leute, Gleichgesinnte!
Es gibt Leidensgenossen, der Begriff sagt es schon. Sie wissen, was Du fühlst, weil es ihnen mit ihrer Erkrankung ähnlich geht. Schließe Dich einer Online-Gruppe an, besuche eine
Selbsthilfegruppe, oder hilf' anderen im OnLyme-Forum von OnLyme-Aktion.org, berate, informiere, unterstütze, mache Mut. Diese Menschen sind ebenfalls krank - mit ihnen kannst Du lachen, mitfühlen und Dich befreunden.
Tipp 9: Steuere Deine Denkgewohnheiten
Was wir denken, bestimmt häufig, wie wir uns fühlen. Pessimistische Gedanken demoralisieren und entmutigen. Sagt innerlich "Stopp!", wenn negative, unangenehme Gedanken durch den Kopf jagen.
Setzt beruhigende und ermutigende Gedanken dagegen. Erinnert Euch, wie ihr bereits früher kritische Situationen erfolgreich gemeistert habt.
Tipp 10: Aktiviert Euren Humor. Lange nicht mehr so gelacht ...
Schafft Euch gezielt Situationen, in denen es etwas zu lachen gibt. Was bringt Euch zum Lachen? Welche Bücher, Filme, Witze? Welche Spiele, Situationen? Lachen befreit und schafft Abstand zu
allen großen und kleinen Ärgernissen im Alltag.
Welche Tipps habt Ihr für andere, um gut durch schwere Zeiten zu
kommen?
Was tut Euch gut? Was hilft Euch, wenn Ihr Euch mutlos und gestresst
fühlt?
Ich freue mich auf Eure Antworten/Kommentare! :-)
Nachtrag:
Wenn man kerngesund ist, kann man sich kaum vorstellen, dass Menschen tage- oder wochenlang nur schwer ihr Bett
oder Ihre Couch verlassen können. Und doch gibt es sie zu Hunderttausenden – Menschen, die so krank sind, dass sie ihre Tage im Bett verbringen müssen. Wie man dem geschrumpften Lebensbereich
dennoch gute Seiten abgewinnen kann:
http://www.verschwiegene-epidemie.de/2012/01/borreliose-erschopfung-schmerzen-10-gute-ideen-fur-schlechte-tage/
B. Jürschik-Busbach © 2015
Übersetzung ohne Gewähr, maßgebend ist der Originaltext.
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Quellen:
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Isabell (Freitag, 16 Januar 2015 17:43)
zu Tip 4:
Grenzen anerkennen ok. Aber manchmal ist es einfacher, die Grenzen anders zu stecken. ;-) So setzt man sich selbst auch weniger unter Druck.
Ich würde auch gern wieder solche Urlaube bzw. Reisen wie "früher" machen - von morgens bis abends mit der Knipskiste in der Hand quer durch die Länder flitzen. Geht körperlich momentan aber nun mal nicht. (<-- großer Unterschied zu "Kann ich eh nicht mehr." - Thema positiv denken) Also wird umdisponiert. Und lieber sitze ich irgendwo in Südeuropa mit Buch & Frapé in der Hand mit Blick auf's Meer, als auf Urlaub ganz zu verzichten und im sommerverregneten Deutschland vor'm PC zu hocken...
Oder wenn ich an dem einen Abend nicht ins Kino gehen kann, schnapp ich mir eben ein Buch und hab dadurch meinen eigenen Film im Kopf. Und wenn meine Augen keine Buchstaben vertragen, nehm ich eben ein Hörbuch. - Ich hab durch meine unerwünschten Untermieter schon genug Einschränkungen, aber ich laß mir von ihnen nicht meinen Kulturgenuß verderben.
Tip 11: Tu Dir was Gutes!
Tip 12: Lenk Dich ab!
Beides ist bei mir miteinander verbunden. Auch wenn ich nun schon seit ein paar Jahren krank bin, ist Krankheit NICHT mein Leben. Ich weiß nicht, ob man Positivdenken erlernen kann; ich bin zum Glück so programmiert worden, also nicht erst seit dem Ausbruch der Borreliose positiv denkend. Es gibt sooooo viele Dinge außerhalb von Krankheiten, die trotz selbiger Spaß machen können. Man muß allerdings auch die Augen danach offenhalten und sie für sich finden. Hört sich an wie 'ne Phrase, ist vielleicht für manche, die sich schon selbst aufgeben haben, auch eine. Für mich ist es dagegen Ablenkung. Ablenkung von Schmerzen, Ablenkung von Zukunftsangst, Ablenkung von negativen Erfahrungen. Aber nicht ausschließlich Ablenkung, sondern auch gleichzeitig was Gutes, das ich mir tue. Nicht nur für den Körper, sondern hauptsächlich für die Seele.
Und dazu zählt auch ganz doll Dein Tip Nr. 10!!
Ich wünsche Dir und uns allen jeden Tag mindestens einen Grund für ein richtig herzhaftes Lachen! :-)
Birgit Jürschik-Busbach (Freitag, 16 Januar 2015 18:42)
Ein toller Kommentar, Isabell. Herzlichen Dank, auch für Deine "Lach-Wünsche". :-D
Regi (Sonntag, 18 Januar 2015 20:02)
Tipp 13: Jeder Tag birgt mindestens etwas, wofür man dankbar sein kein. Offen sein für solche Dinge und Dankbarkeit fühlen.
Zu Tipp 10: Ich ziehe mir täglich meine Sitcom rein :-)
Bettina (Mittwoch, 21 Januar 2015 20:24)
Danke Birgit für´s Schrieben dieses Tollen Beitrages, auch Isabell und Regi <3
Ich kann Euch zu 100% zustimmen.
Birgit (Mittwoch, 28 Januar 2015 15:49)
Danke an Regi für Tipp Nur 13 und Ihren Kommentar. :-)
Danke, Bettina für Deinen lieben Kommentar.
Euch allen alles alles Gute!