Die Borreliose-Erkrankung des Top-Onkologen Dr. Neil Spector blieb sehr lange unerkannt. Zu lange. Durch die Borrelien wurde sein Herz derart irreversibel geschädigt, dass eine Herztransplantation nötig wurde.
Dr. Spector schrieb das Buch Gone in a Heartbeat: A Physician’s Search for True Healing - er ist Professor für Pharmakologie und onkologische Biologie an der weltberühmten medizinischen Fakultät der Duke University. Als Direktor für die Entwicklung von Therapeutika am Duke Krebs-Institut leitet er auch die Entwicklung personalisierter Krebstherapien.
In einem Interview erläutert Dr. Spector, dass Krebs und Lyme-Borreliose einige Gemeinsamkeiten aufweisen.
Viele Ärzte übersahen im Laufe der Zeit seine Erkrankung. Erschwerend kam hinzu, dass er sich nicht an einen Zeckenstich erinnern konnte. Erste Symptome, vor allem Herzrhythmusstörungen, stellt er 1993 fest. Auch leidet er erstmals an Brain fog, dem gefürchteten "Gehirnnebel", Konzentrations- und Erinnerungsstörungen. Er fühlte sich, als hätte er hunderte Benadryl (Schmerzmittel)-Tabletten genommen. 1996 entwickelte er eine eine schwere und plötzliche Arthritis an den Handgelenken. Er konnte seine Hände kaum noch gebrauchen. Zufällig erhielt er Doxycycline und stellte verblüfft fest, dass seine Arthritis verschwand. Da kam ihm das erste Mal der Gedanke, er könnte unter Lyme-Borreliose leiden. Die Herzrhythmusstörungen verschlimmerten sich mit der Zeit, er litt unter Erschöpfung und "brennenden Fußsohlen", die ihn nachts kaum noch schlafen ließen. Das klingt nach einer klassischen Bartonellen-Infektion. Je seltsamer seine Symptome wurden, desto schwieriger wurde es für seine Ärzte, die Puzzleteile zusammen zu setzen.
Drei Borreliosetests waren negativ, ein vierter, IGeneX kam positiv zurück. Der Rheumatologe ging alle Autoimmunerkrankungen durch. Negativ.
Bevor man Multiple Sklerose, Fibromyalgie oder rheumatoide Arthritis diagnostiziert, sollten Ärzte unbedingt zuvor Lyme-Borreliose ausgeschlossen haben, appeliert daher Dr. Spector. Und dabei sei es vollkommen unwichtig, ob das nur auf ein Prozent oder auf 78 Prozent der Patienten zutrifft. Man dürfe auf keinen Fall Menschen mit einer fortschreitenden neurodegenerativen Erkrankung unbehandelt lassen, wenn eine Therapie möglich wäre.
Welche Ähnlichkeiten gibt es zwischen Lyme-Borreliose und Krebs?
Wir wissen, dass es unzählige Formen von Krebs gibt - ähnlich verhält es sich mit Borreliose. Es gibt so viele Borrelienspezies und Co-Infektionen. Wenn man von einer Zecke gestochen wird, kann man sich mit fünf oder 10 verschiedenen Erregern gleichzeitig infizieren.
Dr. Spector findet es auch albern, eine zeckenübertragene Erkrankung, Lyme-Borreliose zu nennen. Bei Brustkrebs sage man auch nicht "Sie haben Brustkrebs", weil es schlicht nichts Anderes bedeutet. Die Sprache ist wichtig, weil sie eine Bedeutung für die Behandlung hat. Bei Krebs wissen wir, dass lediglich eine Behandlungsform nicht funktioniert. Man muss die Nuancen, die Mutationen des Tumors kennen und auf diese spezifisch zielen. Auf diese Weise sollte man auch bei Borreliose vorgehen.
Noch lächerlicher sei es, dass offenbar niemand in der herkömmlichen Borrelioseforschung über Resistenz bzw. Immunfluchtmechanismen nachgedacht habe. Bei Krebs, so Dr. Spector, wissen wir seit Jahrzehnten, dass Tumorzellen das Immunsystem austricksen und auch einer Chemotherapie widerstehen können. Das Persister für die Borrelioseforscher ein neues Thema ist, schockiert Dr. Spector. Die Frage ist doch: Warum sollte dieses Bakterium nicht versuchen, dem Immunsystem und den Antibiotika zu entkommen? Man kenne das doch auch von der Syphilis, der "Schwester-Erkrankung".
Wir müssen auch die molekulare Biologie dieses Bakteriums kennen. Teil der ganzen metastatischen infektiösen Natur der Borreliose ist der Gestaltwechsel - von der klassischen Korkenzieherform bis zur cystischen Form. Das sei mit Krebszellen vergleichbar. Sie verändern ihre Gestalt und werden so weniger angreifbar durch die Chemo; dabei werden sie aggressiver, mobiler und invasiver. Diesen Gestaltwechsel versuche man bei Krebs therapeutisch zu nutzen, erläutert Dr. Spector.
Man muss auch bei den Therapien vom Kästchendenken wegkommen. Es wird sich zu sehr auf Antibiotika verlassen. Wir benötigen gezieltere Therapien. Es gibt sehr gute Tierstudiendaten, nach denen einige Borrelienspezies offenbar eher das Herz attackieren, andere eher die Gelenke oder das Gehirn. Dafür gibt es biologische Gründe, das sind keine Zufälle - ganz wie bei Krebs. Das muss verstanden werden, denn vielleicht findet man Wege, diese Entwicklung zu blockieren und die Antwort muss nicht antibiotisch basiert sein.
Lyme-Borreliose und Krebs und was das mit Zucker zu tun hat
Dr. Spector: Die metabolischen Voraussetzungen sind vergleichbar. Bei Krebs haben wir Therapiestrategien entwickelt, bei denen die Erkrankten einige Tage keine Kohlenhydrate essen und dann behandeln wir sie mit einem glukoseähnlichen Therapeutikum, dass der Tumor aufnimmt und die Tumorzellen killt.
Anmerkung der Übersetzerin: Ein spezieller Zucker entfernt im Inneren der Zelle ein Protein, das der Tumor als Schutzmechanismus benötigt.
Siehe auch: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/krebs-zucker-ia.html
Und: https://www.welt.de/gesundheit/article13777135/Zucker-treibt-Krebszellen-in-den-Selbstmord.html
Dieser Therapieansatz könnte vielleicht auch bei Borreliose funktionieren, das müsste man mal im Labor testen. Vielleicht könnte es auch die Bakterien für Antibiotika empfindlicher machen.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Borreliose und einem Gehirntumor wie dem Glioblastom?
Eine kürzlich veröffentlichte Studie zeigt eine Verbindung zwischen dem tödlichen Gehirntumor Glioblastom und Lyme-Borreliose. Seit Jahren gibt es zahlreiche Verbindungen zwischen infektiösen Erregern und Krebs. Beispiel: Helicobacter pylori und Magenkrebs, oder Epstein Barr Virus und Lymphome.
Übersetzung und Zusammenfassung B. Jürschik-Busbach © 2017
Quelle: http://www.huffingtonpost.com/dana-parish/lyme-the-infectious-disea_b_9243460.html
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Petra Bonin (Freitag, 24 Februar 2017 21:37)
Ich danke Dir für diesen guten Bericht!
Birgit (Samstag, 25 Februar 2017 11:07)
Gerne doch, Petra :-D
Daniel K. (Sonntag, 05 März 2017 19:55)
Also was die Natur als Mittel gegen Krebs bereit hält, hilft vielleicht auch gegen Lyme. In jedem Fall profitiert man von einem ganzheitlichen Wirkspektrum natürlicher Wirkstoffkombinationen. Senfölglykoside u.a. aus Brassica und Heilpilze sind hier i.B. in der Kombination sehr vielversprechende Mittel zum Zweck der Gesundung und Gesunderhaltung. Hinzu nehmen kann man noch Quercetin aus der Gruppe der Polyphenole und Flavonoide berichtete die Uni Heidelberg. Eine naturnahe Ernährungsweise deckt hier den Grossteil des Bedarfs ab und bringt einen zurück zu ursprünglichen und damit auch heilsamen Genusserlebnissen.
Daniel K. (Donnerstag, 23 März 2017 11:29)
zu "permanenten Entzündungen"
Die leidenschaftliche Empirie führt uns weg vom Cortison, hin zum altbewährten Kurkuma in seiner synergistischen Aufwertung und Zubereitung mit Pfeffer und Leinöl bzw. kombiniert mit Ingwer (siehe auch Goldene Milch).
Somit der potentiellen Krebsgefahr, der chron. Entzündung, wirkungsvoll Einhalt geboten werden kann.
Auch interessant, was es so für alternative Wurmkuren bei Hund, Katze und Pferd gibt ;-)